Täter-Kontaktgruppe

Im Dezember 2015 gründeten wir aus der Birminghamer Prozess-Gruppe eine Täter-Kontaktgruppe. Die betroffene Person und ihre Unterstützungsgruppe übergaben diese Aufgabe und hatten ein Dokument über die Ziele, Prinzipien und Aufgaben verfasst, die sie für diese Gruppe sahen.* Fünf Personen, die in verschiedenen Städten lebten, schlossen sich dieser Gruppe an und arbeiten seither in wechselnder Zusammensetzung, um den Täter entsprechend den im offenen Brief formulierten Forderungen zur Verantwortung zu ziehen. Zu diesem Zeitpunkt, fünf Jahre später, hat er noch keine dieser Forderungen erfüllt.

Zunächst baten wir ihn, kritische Hilfe zu suchen, um sich ins Gedächtnis zu rufen und zu verstehen, was er getan hat; und um sich daraufhin zu ändern. Er weigerte sich jedoch, Täterarbeit zu leisten und lieferte uns nie Reflexionen über sein Verhalten. In den Gesprächen, die wir führten, deutete er an, dass seine Umstände für sein Verhalten verantwortlich seien, anstatt selbst die Verantwortung dafür zu übernehmen. Er wollte nie mit jemandem sprechen, der die Perspektive der betroffenen Person einnahm, sondern nur mit Menschen, von denen er dachte, dass sie sich in seine Perspektive einfühlen würden.

Zweitens wollten wir, dass er jedes neue politische Umfeld und Sexualpartner*in mit dem offenen Brief über sein übergriffiges Verhalten informiert, um zukünftige Gewalt zu verhindern. Wir wissen nicht, ob dies überhaupt stattgefunden hat, da er uns nie darüber informiert hat. Wir wissen jedoch, dass er weiterhin politische Arbeit macht, ohne die Menschen zu informieren, mit denen er zusammen arbeitete. Wir haben versucht, mit ihm daran zu arbeiten, aber die Kommunikation war sehr schlecht, und wir hatten das Gefühl, dass er auf Zeit spielte. 

Drittens wollten wir, dass er rechenschaftspflichtig bleibt, aber oft antwortete er über längere Zeiträume nicht auf E-Mails oder nahm an geplanten Treffen nicht teil.

Abschließend müssen wir also feststellen, dass er keine der drei Forderungen erfüllt hat – und bei diesem Verhalten von einem Netzwerk von Personen unterstützt wurde, die dieses Verhalten legitimierten. Die Kontaktgruppe reiste nach London, um Genoss*innen und Freund*innen von ihm zu informieren und zu treffen und sie in den Prozess einzubeziehen. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass er diesen Forderungen nachkommen muss und dass seine Umgebung eine Verantwortung hat, ihn zur Verantwortung zu ziehen. Als Teil der Arbeit in der Tätergruppe war es jedoch wichtig zu erkennen, dass man jemanden nicht zwingen kann, sich zu ändern, vor allem, wenn er selbst keine Motivation hat und wenn er von Menschen und Strukturen unterstützt wird, die sein Verhalten entschuldigen oder relativieren. Letzten Endes müssen wir, obwohl wir immer noch an transformative Gerechtigkeit als mögliche Alternative zu staatlicher Repression glauben, anerkennen, dass unsere Möglichkeiten begrenzt sind.  Wir als Kontaktgruppe können nur Forderungen an den Täter stellen, die Perspektive der betroffenen Person vertreten und selbst danach handeln, die Gruppe kann den Täter aber zu nichts zwingen und sollte keine Verantwortung für sein Handeln übernehmen.